Lesung und Diskussion: Patriarchale Belastungsstörung

am 29.11.2023

19.00 Uhr Alte Kurdirektion, Bahnhofstraße 6, Bad Ischl

Die Autorin Beatrice Frasl setzt sich in ihrem Buch “Patriarchale Belastungsstörung” mit den Auswirkungen unseres Systems auf die psychische und physische Gesundheit von Frauen auseinander.

“Das Buch beschäftigt sich im Kern damit, wie gesellschaftliche Ungleichheiten und psychische Krankheiten sich gegenseitig bedingen. Und im Fokus stehen dabei die Kategorien Klasse und Geschlecht. Ärmere Menschen beispielsweise hätten aufgrund ihrer belastenden Situation nicht nur ein erhöhtes Risiko etwa an Depressionen zu erkranken, sie hätten auch Probleme, Kostenbeteiligungen an ihren Medikamenten zu tragen oder könnten unmöglich Therapiestunden aus eigener Tasche bezahlen. Gleichzeitig seien psychische Erkrankungen ähnlich wie Armut stark stigmatisiert. Die Autorin erklärt beides mit der neoliberalen Vorstellung, jede:r sei für persönliches Versagen selbst verantwortlich, habe sich nicht stark genug bemüht, um reich oder gesund zu sein. Dass in den meisten Fällen gesellschaftliche Faktoren eine viel größere Rolle spielten, werde nach dieser Lesart ausgeblendet und müsse auch in der Therapie eine größere Rolle spielen.

An Männern orientierte Medizin

Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich schließlich mit dem Patriarchat. Frasl zeigt, wie Frauen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Situation nicht nur ebenfalls ein höheres Risiko für bestimmte Krankheiten haben, sondern auch gleichzeitig durch das an männlichen Patienten ausgerichtete Gesundheitssystem benachteiligt werden, ja sogar – auch das komme noch vereinzelt vor – in stationären Einrichtungen Gewalt und Willkür des Personals ausgeliefert sind.”

www.deutschlandfunkkultur.de/beatrice-frasl-patriarchale-belastungsstoerung-geschlecht-klasse-und-psyche-100.html

Christina Angerer-Schilcher